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Rechtenbach im Spessart

Portrait - Volksschule

Nach Dr. Hönlein wird die Volksschule in Rechtenbach erstmals 1746 erwähnt. Der Lehrer war Johann Michael Thenn aus Wiesenfeld. Die Besoldung betrug 60 Gulden und 8-9 Gulden zusätzlich für andere Arbeiten. Jedes Kind hatte 10 Kreuzer für das Quartal zu zahlen und Holz zum Heizen der Schule mitzubringen. Im Jahre 1756 sind 30 Schulkinder registriert.

Volksschule Rechtenbach
Die Volksschule von Rechtenbach

Tatsächlich muß Lehrer Johann Michael Thenn mindestens seit 1729 in Rechtenbach gewesen sein, denn am 29. September 1729 wird ein Kind Anna Maria in Rechtenbach geboren und getauft, „Tochter des Johann Michael Dehn, Schuldirektor und der Dorothea.“ Der ersten Tocher folgen noch: am 5.März 1734 der Sohn Johannes Wilhelm, am 21.September 1737 der Sohn Johannes Mathäus Adamus, am 20. April 1740 der Sohn Johannes Balthasar und am 19. April 1 743 die Tochter Margarethe. Am 1. Juni 1759 stirbt Frau Dorothea 52-jährig in Rechtenbach und wird hier begraben.
Der Lehrer ist nicht lange Witwer, denn schon am 17. Mai 1760 wird ein Christopherus Thenn, Sohn des Michael Thenn des hiesigen Schulmeisters und der Anna Maria, der Gattin aus Rechtenbach, als legitimer Sohn geboren und getauft.
Der so beschriebene Schuldirektor oder Schulmeister von Rechtenbach hat eine Abschrift der Taufmatrikel von Rechtenbach (Taufen, Heiraten, Sterbefälle) um etwa 1752 hergestellt und bis 1763 weitergeführt. Er nennt sich im Vorwort „dermaliger Schulmeister“.
Seine Tochter Anna Maria, geb. am 29. September 1729, heiratet am 12. Februar 1764 in Rechtenbach den Michael Vatter, Sohn des Peter Vatter, Holzfäller in Rechtenbach und seiner Gattin Barbara. Am 13. September 1774 heiratet seine Tochter Margaretha den Petrus Josephus Sohn des Johannes Adam Noll aus Rechtenbach und seiner Gattin Margarethe.
Er selbst stirbt am 15. August 1763 im Alter von 55 Jahren in Rechtenbach. In welchem Haus er mit seiner Familie gewohnt hat, ist nicht angegeben.

Volksschule
Danach ist erst wieder bekannt, daß der Lehrer Johann Daus, geboren 1741, aus Orb nach Rechtenbach gekommen ist. Auch er wurde in Rechtenbach seßhaft und heiratete am 22. April 1776 die Tochter des Philipp Ernst Kohl, Förster in Rechtenbach. Ihm wurden in Rechtenbach 7 Kinder geboren, 4 Söhne und 3 Töchter. Von den Töchtern ist eine bei der Geburt verstorben.
Seine Kinder: 12. November 1778 Franziskus Josephus Daus, 5. Oktober 1780 Anna Maria Daus, 17.September 1782 Johannes Adamus Daus, 21. Oktober 1784 Maria Susanne Daus (verstorben), 9. Juli 1786 Maria Susanne Daus, 13. September 1789 Johannes Josephus Daus und 24. Januar 1791 Johannes Christopherus Daus. Der Sohn Johannes soll nach Dr. Hönlein in Rodenbach Lehrer gewesen sein. Der letztgenannte Sohn Johannes Christopherus Daus, geb. am 24. Januar 1791, wird der Nachfolger seines Vaters als Lehrer in Rechtenbach. Johann Daus, während 44 Jahren Schulmeister, also von 1766 bis 1810, starb am 17. Juli 1818 in Rechtenbach mit 77 Jahren.
Sein Sohn Christoph Daus hat am 25. Februar 1816 mit Dispens, (weil im 3. Grade verwandt Sohn des Schulmeisters Johannes Daus und der Frau Elisabeth, geb. Kohl, mit der Jungfrau Elisabeth, Tochter des Johannes Adam Metzger und der Susanna geb. Hartmann) geheiratet.
Am gleichen Tage heiratete auch die Schwester des jungen Schulmeisters, Maria Susanne, den Bruder seiner Braut Elisabeth Metzger. Es dürfte also eine Doppelhochzeit im Hause Daus-Metzger gewesen seın.
Nachdem Rechtenbach als sehr fruchtbar bezeichnet wurde, traf das auch auf den Schulmeister zu.
Ihm wurden 13 Kinder geboren, wovon allerdings nicht alle am Leben geblieben sind. Bis zur Geburt des 11. Kindes wohnte er noch mit seiner Familie in Haus-Nr. 9, dem Pfarrhaus, dies war am 7. April 1831. Bei der Geburt des 12. Kindes am 9. Juni 1834 ist als Wohnung das Haus-Nr. 11, also das Schulhaus, angegeben. 1828 wurden ihm die Zwillinge Anton und Elisabeth geboren. Am 4. Januar 1864 ist Christof Daus, pensionierter Schullehrer, Haus-Nr. 106, 73 Jahre alt, in Rechtenbach gestorben. Weiterhin ist angegeben: „50 Jahre Lehrer, 3 Jahre pensioniert“.

Volksschule Rechtenbach

Am 6. Januar 1861 beschließt der Gemeinderat den Lehrer Christof Daus zu fragen, ob er gesonnen sei, das Amt des Schulpflegers als welcher er bei der Gemeindewahl erwählt und verpflichtet wurde, für die laufende 3-jährige Rechnungsperiode beibehalten zu wollen. Er sagte zu.
Danach hat er also von 1811 bis 1861 in Rechtenbach Schule gehalten; bis zu seinem 70. Lebensjahr. Er war danach, bis zu seinem Tode 1864, noch Schulpfleger. Daß er so lange Schule gehalten hat, geht auch aus einem Bericht über Reparaturarbeiten in der Schule und Lehrerwohnung hervor, die 1861 stattfand und wonach in der Lehrerwohnung noch ein Herd gestanden hat, der dem ehemaligen Lehrer Christof Daus gehörte.
Die ersten drei Lehrer von Rechtenbach sind in Rechtenbach geblieben, haben geheiratet und Kinder bekommen und sind auch da gestorben und be graben. Sie haben Erstaunliches geleistet und haben insgesamt 128 Jahre Schule gehalten.

Lehrer Johann Michael Thennvon mind. 1729 - 1763 = 34 Jahre
Lehrer Johann Dausvon 1766 - 1810 = 44 Jahre
Lehrer Christof Dausvon 1811 -1861 = 50 Jahre
Insgesamt128 Jahre

Sie dürften auch die Urahnen vieler Rechtenbacher Bürger sein. Wenn es auch den Namen Thenn oder Dehn heute nicht mehr gibt, so ist doch bekannt, daß mindestens zwei seiner Töchter Rechtenbacher geheiratet haben. Der Name aber ist dabei untergegangen.
Den Namen Daus gibt es heute noch. Das Haus Nr. 106, wo Christof Daus zuletzt gewohnt hat und verstorben ist, ist heute das Anwesen Schlíttenweg 4.
Weiter ist über die Lehrer bekannt, daß sie sehr arm waren. Vor allem von Johann Daus wird anläßlich einer Schulvisitation im Jahre 1805 berichtet, daß er noch 120 Gulden ausstehen hatte. Das entsprach in etwa einem ganzen Jahresgehalt. Die Lehrer mußten noch selbst die ihnen zustehende Besoldung einkassieren. Bei der spríchwörtlichen Armut der Rechtenbacher ist es daher nicht verwunderlich, wenn auch der Schulmeister darunter leider mußte.
Die Lehrer hatte viele Aufgaben. Sie waren fast immer auch Gemeindeschreiber, Kirchendiener, Organist. Sie mußten sogar läuten. ln der Kirche verrichteten sie niedrigen Kirchendienst und erhielten dafür Stolgeld.
Nach einer Aufstellung von 1891 betrug dies: je Kíndstaufe 25 Pfennig, je Hochzeit 86 Pfennig und je Beerdigung 57 Pfennig.
Nach einer Statistik vom 27. Juni 1899, unterzeichnet mit Pfar. Bauer, die zur Berechnung der Stolgelder für den damaligen Lehrer aufgestellt wurde, sah es folgendermaßen aus:

JahrKindstaufenHochzeitenBeerdigungen
Erwachsene
Beerdigungen
Kinder
1889267104
1890267198
18913514910
189224399
18932851715
189430246
1895265137
1896275137
189726595
189829431

Der Lehrer hatte auch das Holzrecht und durfte seine Schweine durch den Gemeindehirten austreiben lassen. An anderer Stelle spricht man davon, daß dem Lehrer das Holzmachen nicht zuzumuten ist und man wies ihn deshalb an, die Kontrolle über die Einlieferung des Schulholzes zu übernehmen. Dafür durfte er als Gegenleistung das übrige Holz, das nicht für die Beheizung der Schulzimmer benötigt wurde, für die Heizung seiner Wohnung verwenden. Die Anlieferung dieses Schulholzes mußte Ende August, Anfang September erfolgen. Für den Lehrer wurde der Wert des Holzes mit 60 Mark veranschlagt.
Weiter wurde am 29. Juni 1899 festgestellt, daß das Schulgeld dem Lehrer zusteht, aber seit 25 Jahren nicht mehr ausbezahlt wird. Dafür erhielt er einen fixen Betrag von mtl. 35,20 Mark oder jährlich 422,40 Mark.
Es ist Tatsache, daß Kirchen- und Schuldienst in Rechtenbach in einer Person vereinigt waren. Man sprach auch von einem Mesnerlehrer, und daß für den Unterricht erst nach und nach Platz geschaffen werden mußte, das heißt, es wurde dem „Mesnerlehrer“ noch eine zweite Stube eingerichtet. Möglicherweise hat er den Unterricht in seiner Wohnung gehalten.

Volksschule
Ein Nachweis, wo von 1729 bis 1788 Schule gehalten wurde, ist nicht vorhanden. Es wäre immerhin möglich, daß es sogar im Pfarrhaus war. Wenn man bedenkt, daß es auch den Ortspfarrern ebenso schlecht ging wie den Schullehrern, und es deshalb keiner lange in Rechtenbach aushielt, dürfte das Pfarrhaus öfter leer gestanden haben. Wahrscheinlich hatte der sogenannte „Mesnerlehrer“ seine Wohnung im Pfarrhaus.
Dies ist belegt durch den Lehrer Christof Daus, der mindestens bis 1831 im Pfarrhaus gewohnt hat. Die Wohnverhältnísse waren sehr beengt. Noch 1919 wird beschrieben, daß 920 Menschen in 161, meist einstöckigen Häusern wohnen, die noch Stall-, Futer- und sonstige Räume enthalten. 14 Familien mit 4 bis 10 Köpfen hatten nur einen einzigen Wohnraum.
Im Jahre 1788 wurde die Schule unterhalb der alten Kirche, zwischen Eingang Hüttenberg und Singrund, gebaut; dort wo heute das Wohnhaus Wüscher und das Leichenhaus stehen. Es war ein Gebäude, in dem auch der Lehrer untergebracht war. Auf Bitten der Rechtenbacher vom 25. August 1788 genehmigte der Kurfürst am 27. Oktober 1788, daß ihnen zu ihrem neuen Schulhausbau 35 Baumstämme zur Hälfte gegen Zahlung der wahren Taxe (zu 30 Fl.), zur Hälfte unentgeldlich abgelassen werden sollen“.

Volksschule
Nach der Spezialstatistik der Deutschen Werktagsschule Rechtenbach von 1832 wird die Schule wie folgt beschrieben: „Zustand: 24 Schuh lang, 12 Schuh breit und 8 Schuh hoch. Es wäre ein neues Lokal erforderlich oder doch wenigstens das bisherige zu erweitern, höchst unverschieblich dringend nothwendig, wozu man die Vorlage bei der kgl. Regierung bereits gemacht hat. Die Lehrerwohnung ist in demselben unordentlichen Zustand. Das Lehrerzimmer ist 15 Schuh lang, 10 Schuh breit und 8 Schuh hoch. Die Lage des Schulgartens ist eine angemessene, die Größe ist 8 bayerische Ruthen. In demselben werden Obstbäume gepflanzt und ist in gutem Zustand“.
Weiterhin heißt es da: „Besteht aus Rechtenbach und Lohrerstraße und Bischbornerhof“. Man schreibt: „Einwohnerzahl [meint aber Familien] 113 in Rechtenbach; mit Lohrerstraße und Bischbornerhof 115. Seelenzahl 670; mit Bischbornerhof und Lohrerstraße 690 (Knaben 78 + 3, Mädchen 76 + 7)“
Die Schule ist in drei Klassen eingeteilt. Zur 1. Klasse gehören alle Schüler vom sechsten bis zum achten Jahr, zur 2. Klasse alle Schüler vom achten bis zum zehnten Jahr und zur 3. Klasse alle Schüler vom zehnten bis zum zwölften Jahre.
Für diese drei Klassen ist ein Lehrer bestimmt, welcher zwei Klassen mit Lese-, Schreibe-, Rechnungsunterricht und Religionsaufgaben beschäftigt, während er der 3. Klasse Unterricht erteilt.
Einkommen des Lehrers: Aus der Gemeindekasse 117,25 fl. (Gulden, Kreuzer), vom Schulgeld 81,00 fl. als Kirchendiener 12,25 fl. und als Gemeindeschreiber 19,24 fl.

Volksschule
Mit Bekanntmachung vom 25. November 1818 wurden die Sonn- und Feiertagsschulen eingeführt. Es wurde bestimmt, daß Knaben und Mädchen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr daran teilnehmen mußten. Für die Werktagsschulen galt die Altersstufe bis 14 Jahre. Alle jungen Leute, vom 12. Lebensjahr an, durften weder ein Anwesen übernehmen, noch heiraten, wenn sie nicht durch Zeugnisse den fleißigen Besuch sowohl der Werktags- als auch der Sonntagsschule nachweisen konnten. Über Ausnahmen in unabdingbaren Fällen hatten die Landgerichte zu entscheiden.
Auszug aus einer Sitzung des Gemeinderates vom 5.Juli 1843: „Bei der heutigen Sitzung wurden die Eltern, Welche ihre Kinder nachlässig zur Schule schickten, zur Sitzung vorgeladen und dieselben, da die Geldstrafen fruchtlos blieben, nachdrücklichst ermahnt, wenn sie ihre Kinder von nun an nicht fleißig zur Schule schickten, sie dem Landgericht angezeigt, und von da aus mit Arrest bestraft würden.“ Im Jahre 1880 waren es 82 Schüler, darunter 36 Knaben und 46 Mädchen.
Weiter heißt es: „Die häusliche Zucht ist bei der steten Abwesenheit der Väter sehr zu tadeln. Mitwirkung der Eltern zur Schülererziehung sehr gering. Vielmals sogar Gegenwirkung. “Was gelobt wurde, war das Singen. Hier heißt es: „Sie singen nach dem Gehör, oder ein Liedchen wurde frisch gesungen und gut Takt gehalten.“
1908/09 wird die Schulzeit folgendermaßen beschrieben: Im Winter von 8½ bis 11½ Uhr. Im Sommer von 7½ bis 10½ Uhr und nachmittags von 1 bis 3 Uhr. Turnen im Sommer 2 halbe Stunden vor der Schule, im Winter nach Möglichkeit. Die Ferien waren geteilt in die Sommer- und die Herbstferien. 1923 zum Beispiel vom 10. Juli bis 30. Juli = 21 Tage und vom 18. September bis 15. Oktober = 28 Tage. Die Weihnachtsferien waren vom 24. Dezember 1923 bis zum 2. Januar 1924. Die Osterferien betrugen 3 Wochen, die um drei Tage gekürzt wurden für schulfreie Tage am 2. Juli, Maria Heimsuchung, und zwei Wallfahrtstage zur Valentinuskapelle nach Lohr am 1. Bittag im Frühjahr und am 20. Oktober. Dazu gab es noch schulfrei für je zwei Laubtage im Frühjahr und im Herbst.
Die Sonntags- oder Feiertagsschule, später Volksfortbildungsschule genannt, fand bis 1934 an Sonntagen statt. 1914 sollte ein Antrag an das kgl. Bezirksamt Lohr bzw. an die Distriktsschulverwaltung gestellt werden mit folgendem Wortlaut:
„1. Die Zahl der Unterrichtsstunden soll auf 80 festgesetzt werden.
2. Der Unterricht soll wie bisher an Sontagen abgehalten werden, in der Zeit von 12 bis 2 Uhr. Diesen Antrag veranlassen folgende Gründe:
Die Sonntagsschulpflichtigen Knaben gehen alle auf Waldarbeit oder sind als Holzarbeiter beschäftigt. Teilweise sind sie die Woche über auswärts, teilweise müssen sie täglich 2 bis 4 Stunden Weg zu, und von der Arbeitsstätte zurücklegen. Eine Aufmerksame Teilnahme am Unterricht am Abend ist unter diesen Umständen nicht möglich. Die Kinder kämen vollständig übermüdet zum Unterricht und würden für diesen wenig Interesse zeigen. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Mädchen. Diese sind teils in der Glasfabrik Lohr, der Schwerspatgrube, der Pappenfabrik und teils als Waldarbeiterinnen beschäftigt. Eine Gliederung der Sonntagsschule nach Jahrgängen fand seither nicht statt und war dieselbe nur in zwei Abteilungen nach Knaben und Mädchen getrennt.“

Volksschule
Immer wieder ist die Rede von armen Schülern, die keine Schulbücher hatten und kaufen konnten.
Am 28. November 1915 steht zu lesen: „Der Aufenthalt auf der Straße nach dem Gebetläuten ist für sämtliche Schulpflichtigen untersagt.“ Diese Anordnung wurde strengstens überwacht. Wehe, es wurde jemand nach dem Gebetläuten noch angetroffen. Nicht nur die Lehrer und der Pfarrer bestraften solche Freveltat, auch der Gemeindediener den man damals noch Polizeidiener nannte überwachte die Einhaltung dieser Vorschrift strengstens. Als Zeichen seiner Polizeigewalt trug er in früheren Jahren noch Säbel und Mütze.
Bei den zahlreich nachgewiesenen Schulvisitationen wurde häufig Klage geführt. So hieß es 1872:
„Die Schulgemeinde hat wenig Lust und Liebe zur Schule.“ Weiter wurde geschrieben: „Aussehen und Reinlichkeit der Kinder - sauber.“
Während die Folgsamkeit der Werktagsschüler zufriedenstellend beurteilt wurde, wurden die Sonntagsschüler als sehr unfolgsam beschrieben. Notiz vom 16. Juni 1912:
„Unaufmerksamkeiten bei der Schulvisitation wird gezeigt. Große Unruhe, alle Augenblicke fiel eine Tafel zu Boden, die Schüler sitzen nachlässig, legen die Köpfe auf die Bank, stehen auf wenn es ihnen einfällt, auch darf mit der Hand nicht an die Köpfe geschlagen werden.“
Bei jeder Schulaufnahme war ausdrücklich vermerkt: „Es sind die Schüler zum fleißigen Schulbesuch anzuhalten.“ Kein Wunder, da sonst immer wieder betont Wurde: „Sie lieben den Wald und ihre Freiheit mehr, als den Schulbesuch.“
Auch im Schulbetrieb herrschte wie überall, große Armut. Es mußte immer sparsam gewirtschaftet Werden. Am 4. November 1923 beschloß man, die Schulpflegschaft aufzufordern, den Schulunterricht so zu legen, daß der Verbrauch von elektrischem Licht ausgeschlossen ist. Am 20. September 1930 wurde beschlossen: „Lehrmittelbeschaffung für Handarbeitsunterricht wird abgelehnt. Der ganze Gemeinderat spricht sich dahin aus, daß die Schüler in erster Linie Stricken und Stopfen lernen sollten, evtl. noch das Einsetzen von einem Flicklappen.“
1924 war wieder eine größere Reparatur an der Schule fällig. Das Dach wurde umgedeckt. Aufbau von 3 Dachgauben, Errichtung eines Wohnzimmers für den dritten Lehrer, Neueinbau eines Gemeindezimmers im Dach, Anbringung der Schulglocke an der Westseite, usw.
Am 24. Februar 1926 wird der Gemeinde mitgeteilt, daß die Regierung auch für die Rechtenbacher Schüler, die ein Handwerk oder Gewerbe erlernen wollen, den Besuch der Berufsfortbildungsschule Lohr zur Pflicht gemacht habe. Das galt aber nur für diese Schüler. Die Anderen gingen weiter in die Sonntagsschule.

Volksschule
Über die Schule, den baulichen Zustand des Gebäudes, den Zustand der Lehrzimmer und auch der Lehrerwohnung wird fast immer Klage geführt. Am 5. August 1821 wird über die Versteigerung der Schulreparatur gesprochen. Das dürfte eine größere Reparatur gewesen sein. An dem 1788 erbauten Schulhaus waren die Schulstuben auszuweisen, der Ofen neu zu setzen, die Hullen auf dem Dach einzugipsen und die schlechten „Ziecheln“ einzusetzen. Die „Zicheln“ muß aber die Gemeinde stellen. Das andere Material muß alles der Maurer stellen. „Derzufolge bekommt er zu machen 5 Gulten.“
Am 10. Juli 1837 wurde festgestellt: „Es kam vor, daß in der Kirch ein Lehmfach und auch eines in der Schule heruntergefallen sei, welches wieder gemacht werden müßte. Soll bei der jetzt günstigen Witterung an einen Maurer in Akkord gegeben werden.“
Auch 1856 ist von einer sehr notwendigen Reparatur am Schulhaus und hauptsächlich am Schuldach und Schornstein die Rede.
Bei einer Gemeindevisitation am 29. August 1858 durch das kgl. Landgericht Lohr wurde auf Reparatur des Schulhauses gedrungen. Diese sei nicht zu verschieben. Man beschloß, einen Kostenvoranschlag fertigen zu lassen und dem Landgericht vorzulegen. Weil der Herd in der Lehrerwohnung noch dem ehemaligen Lehrer Christof Daus gehörte, beschloß man die Beschaffung eines sogenannten Schienenherdes. Ferner wurde beschlossen, „daß sämtliche 5 Fensterverkleidungen im Wohn- und Nebenzimmer des Lehrers sowie die Türe selbst, ferner die 6 Fenster des Schulzimmers mit weißer Ölfarbe zu streichen seien. 2 Fenster im Schullokal sind frisch zu machen und soll mit dem Glasermeister Friedrich Lembach von Lohr abgeschlossen werden.“
Immer wieder mußte repariert werden, bis es einfach nicht mehr ging. Es wurden auch immer mehr Schüler, so daß man endlich an eine zweite Schulstelle denken mußte. Am 27. März 1869 wurde die 2. Schulstelle beschlossen, aber erst am 1. November 1871 eingeführt.

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Man hatte ja nur ein Schulzimmer und konnte das nur durch einen Neubau ändern. Die Genehmigung für den Schulneubau wurde 1869 durch die Regierung erteilt, vorbehaltlich der Errichtung eines eigenen Holzlagerraumes. Am 6. November 1870 erfolgte die Submission.
Aber erst am 2. August 1871 wird beschrieben: „daß die Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten am Haupt- und Nebengebäude des neuen Schulhauses in allen Teilen vollendet und meisterhaft ausgeführt wurden.“ Das Bezirksamt verlangt die Übergabe des Schulhauses bis 1. Mai 1872. Daraufhin sollen „die Akkordanten beschleunigt zur Arbeit angehalten werden.“ Inzwischen war aber das alte Schulhaus so baufällig geworden, daß keine Schule mehr darin gehalten werden konnte. Am 11. November 1871 wurde deshalb beschlossen: „Ein vorläufiger Schulsaal soll für die Wintermonate bei Gastwirt Ph. Metzger gemietet und eine 2. Lehrerwohnung hergestellt werden. Anschaffung von Inneneinrichtung ist zu beschleunigen.“
Am 5. Mai 1872 heißt es dann: „Nachdem das neue Schulhaus nunmehr einbeziehbar ist, soll der Verkauf des alten Schulhauses baldigst erfolgen.“ Dies geschah tatsächlich auch schon am 13. August 1872. Das alte Schulhaus wurde geteilt in Flurnummer 34 und 34a. Es wurde die Flurnummer 34 an Christof Durchholz und die Flurnummer 34a an Johann Adam Durchholz verkauft.
Die neue Schule, wie sie heute noch steht, wurde also 1871 gebaut und gemäß der Anordnung der Regierung im Mai 1872 bezogen.
Aber am 2. Juni 1872 liest man: „Noch keine Einrichtung da. Beantragt wird endlich anzuschaffen Katheder, Stuhl, Landkarte, Schrank, Tafel usw.“ Noch am 7. Juli 1872 wird Klage geführt: „Es ist noch nichts in der Schule, nicht einmal ein Stuhl zum Setzen. Der Religionsunterricht wird ausgesetzt, bis einer beschafft ist.“

Volksschule Rechtenbach

In der neuen Schule waren 2 Schulzimmer und ein Gemeindezimmer. ln den folgenden Schulvisitationen wird angeführt: „Schulhaus neu, hell und geräumig.“ Aber schon 1878 heißt es: „Im Neubau mit verschiedenen Mängeln.“ 1900 wird festgestellt:
„lm I. Stock befinden sich zwei sehr beschränkte Lehrsäle und ein übergroßes Gemeindezimmer.“ Schon am 20. Januar 1898 wurde die Einsetzung von neuen Fenstern abgeleht, weil die Gemeinde gänzlich ohne Mittel sei, und Mangel an Beleuchtung nicht bestünde. Diese Ablehnung wird eingehend begründet und ausgeführt, daß sogar Kinder die tatsächlich schlechtes Augenlicht hätten, ja sogar Kinder mit einem Auge in diese Schule gegangen sind und alle keine Brille gebraucht hätten. Es sei sogar zu hell gewesen, so daß man Vorhänge anbringen mußte.
Seitens der Gemeinde hat man immer wieder versucht, sich gegen die Anordnungen von oben zu wehren. Meist konnten die von dort geforderten Maßnahmen aber nur hinausgezögert werden. Im Jahr 1907 wurde von der Bezirksregierung der Umbau der Schule verlangt. Der Gemeinderat lehnte zunächst ab, weil er wegen Mängel an Plänen zum Umbau nicht bereit war. 1908 beteuert die Gemeinde, daß sie gewillt ist einen Schulneubau zu errichten, falls der Grunderwerb für diesen Neubau nicht zu große Kosten verursachen würden. Immer wieder wird vom Bezirksamt gemahnt. Die Gemeinde antwortete, daß von ihrer Seite aus am Schulneubau festgehalten würde.
1910 entschließt man sich dann jedoch zum Umbau der bestehenden Schule. Aber immer noch gibt es Pläne für einen Neubau; sogar noch im Jahre 1919. Wie immer fehlt aber das Geld dazu. Zu einem Neubau ist es bis in die heutige Zeit, nicht gekommen. Das Schulhaus, ein Sandsteinbau, steht heute noch so, wie er 1871 gebaut wurde. Nur ein Abortanbau ist erfolgt. Mehrere Dachgauben wurden gebaut und auch Fenster wurden verändert. Von Anfang an war im Endgeschoß die Lehrerwohnung mit vier Zimmern, Küche und Abstellraum; später Waschküche, Bad und zwei Dachkammern. Im Nebengebäude waren die Holzremise, Schweine- und Hühnerstall. Im I. Stock befanden sich die Schulsäle und in selber Höhe die angebauten Schulaborte. Die Lehrersäle wurden vergrößert und zusätzliche Fenster herausgebrochen. Die Wohnung für den Hilfslehrer wurde gedielt und renoviert.
Die Schule wurde meistens von den Schulkindern gereinigt oder von den Bewohnern des Armenhauses, mitunter auch von einer Privatperson oder Zugeherin.

Volksschule
Für die Beheizung der Schule wurden 75 Ster Holz in einer Heizperiode benötigt. Auch das Gemeindezimmer und die Lehrerwohnung wurden damit beheizt. Die Reinigung wurde wie folgt beschrieben: „Auskehren 6 mal in der Woche, aufwaschen 5 mal im Jahr.“
Am 18. Januar 1914 sind 106 Schüler in der Schule. Die 3. Lehrstelle wird damit beantragt. Der Lehrer beklagt sich, daß sich der Krieg auch in der Schule bemerkbar mache. Wörtlich schreibt er: „Mit jedem Tag mehren sich die Arbeiten in Gemeindeschreiberei, die den Lehrer von seinen eigentlichen Berufsarbeiten abhalten. Allzuhäuñg kommen zeitweise Beurlaubungen von Schülern vor, die bei dem großen Mangel von Arbeitern in der Landwirtschaft Hilfe leisten müssen.“
Am schönsten war es, wenn Feste gefeiert wurden. Da ging es dann ganz feierlich zu. Es wurden Gedichte aufgesagt, Lieder gesungen und Reden gehalten. Besonders viel wurde im 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 gefeiert. Schon am 27. Juni 1914 war eine Jahrhundert-Festfeier aus Anlaß der hundertjährigen Zugehörigkeit des Fürstentums Aschaffenburg zu Bayern. Da hat nicht der Lehrer, sondern sogar der Herr Lokalschulinspektor die Ansprache gehalten.
Am 5. August 1914, dem Tag des Kriegsausbruches, sollte die Schule nach den Ernteferien wieder beginnen. Sie blieb aber geschlossen. Der regelmäßige Unterricht begann dann erst wieder am 1. Oktober 1914. Weitere schulfreie Tage in dieser Zeit gab es am 18. Februar 1915 anläßlich des Sieges über die in Ostpreußen eingedrungenen Russen bei den Masurischen Seen; am 5. Mai 1915 aus Anlaß des Sieges über die Russen in Galizien; am 5. Juni 1915 anläßlich der Rückeroberung von Przemis; am 24.Juni 1915 anläßlich der Einnahme von Lemberg; am 1. Juli 1915 kleine Schulfeier aus Anlaß des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin. Auf deren segensreiche Tätigkeit zum Besten der verwundeten Krieger wurde besonders hingewiesen; am 6. August 1915 anläßlich der Einnahme von Warschau; am 28. August anläßlich der Einnahme von Brest-Litowsk; am 8. November 1915 anläßlich der Einnahme der Festung Nisch; am 15. Januar 1916 anläßlich der Räumung der Insel Gallipoli. Ansprache des Lehrers, in der auf die Wiederherstellung der Verbindung zwischen Deutschland und dem Orient und deren Wichtigkeit hingewiesen wurde; am 13. März 1916 wurden durch die Schüler der 1. Schule 450 Mark in Gold gesammelt. Als Belohnung hierfür erhielten die Schüler am 14. März schulfrei; am 5. Juni 1916 anläßlich des Sieges der deutschen Hochseeflotte über die Engländer; am 9. Dezember 1916 anläßlich der Einnahme von Bukarest.
Viele Lehrer, Lehrerinnen und auch Aushilfskräfte und Vertretungen wirkten in Rechtenbach. Es würde zu weit führen, über alle zu berichten. Aber einen Lehrer dürfen wir nicht vergessen. Er hat 26 Jahre in Rechtenbach unterrichtet. Die Rede ist von Hauptlehrer Wahler. (Spitzname: „Hummel“ - die Aussprache war aber ganz gedehnt, es hörte sich an wie „Huhmel“). Er wurde am 22. Januar 1919 vom Heeresdienst entlassen und hat bereits vier Tage später am 26. Januar 1919 den Unterricht in Rechtenbach aufgenommen. Sein 1. Eintrag ins Schulbuch war nicht gerade schmeichelhaft. Er schrieb:

Volksschule
„Die meist denkfaulen Schüler sind erzieherisch sehr verloddert. Die Schrift ist miserabel, das Sprechen schlecht. Die Hausaufgaben werden leichtsinnig hingeschmiert. Auf dem Wege von und zu der Kirche herrscht keine Ordnung und Ruhe. Auf der Straße werden die Leute nicht gegrüßt. Reinlichkeit und Pünktlichkeit läßt viel zu wünschen übrig. Die Bänke sind mit Gewalt demoliert. Die Hälfte der Schrauben sind entfernt. Tintengläser fehlen zu 3/4. Stand der Schule: Knaben 38 Schüler; Mädchen 48 Schüler.“
Wer ihn nicht mehr persönlich kannte, der hat sicher von den zahlreichen Geschichten gehört, die auch heute noch von ihm erzählt werden. So zum Beispiel die Geschichte vom „Schafottmarsch“: Vor das Pult wurde ein Stuhl gestellt und der Stock daraufgelegt. dann rief er: „Antreten zum Schafottmarsch!“ Nun hieß es mit der Tafel in der Hand in Reih' und Glied antreten, zur Kontrolle der Hausaufgaben. Das machte er sehr selten, deshalb wurden auch so wenig Hausaufgaben gemacht. Hauptlehrer Wahler erwischte dann meistens auch sehr viele Schüler bei solchen „Aktionen“, die ihre Aufgaben nicht geschrieben hatten. Die Buben wurden dann auf den Stuhl gelegt, die Hosen stramm gezogen (die oftmals mit Schulheften ausgestopft waren), und dann gab es sechs Stockschläge hinten darauf. Die Mädchen aber mußten die Hände ausstrecken; sie bekamen darauf ihre Hiebe. Meist hielt Hauptlehrer Wahler diese Prozedur aber nicht bis zum Ende durch und brach sie nach einigen Bestrafungen ab. Aus diesem Grunde wollte auch keiner der Erste sein. Es wurde krampfhaft unter den Bänken herumgesucht, um ja nicht ganz vorne an der Reihe zu seın.

Volksschule
Ab dem Jahr 1935 gab es dann die Schulspeisung. Anfangs gab es Milch und Weck. Später gab es dann Suppe mit Nudelbuchstaben oder Sternchen und auch Weck dazu. Diese Suppe wurde von der Frau Hauptlehrer gekocht. Die Fertigstellung wurde durch Klopfen an die Heizungsrohre in den Schulsaal hinauftelefoniert. Zwei kräftige Schüler wurden dann zum Holen der Suppenhäfen abkommandiert. Die Mädchen teilten die Suppe anschließend aus. Hauptlehrer Wahler wurde am 26. September 1945 aus dem Dienst entlassen. Zur gleichen Zeit wie Hauptlehrer Wahler war auch Lehrer Lurz in Rechtenbach. Er war 14 Jahre in Rechtenbach tätig. Lehrer Lurz unterrichtete den 1. und 2. Jahrgang. Er hat sich auch außerdienstlich besonders dafür eingesetzt, daß mancher Schüler einen Beruf erlernte, um nicht nur als ungelernter Wald- oder Holzarbeiter tätig zu sein.
Dann kam die Zeit der Schulzahnärzte von 1936 bis 1938. Im Gemeindezimmer im Dachgeschoß war die „Folterkammer“ untergebracht. Ausgestattet mit den gefürchteten „Marterinstrumenten“ der Zahnärzte. Der Führer wollte in seinem „Tausendjährigen Reich“ gesunde Menschen haben, also fing er in der Schule mit der Vorsorge an. Aber anstatt Dankbarkeit zeigten die meisten Schüler Angst vor der Zahnbehandlung. lm Schulbuch aus dieser Zeit kann man darüber lesen: „Die Zahnärzte beenden ihre Tätigkeit, die Schüler konnten nur unter Zwang zur Behandlung gebracht werden.“ Oder: „Die Zahnärzte behandeln die Schüler, deren Beibringung oft auf große Schwierigkeiten stößt.“
Nun kam der Krieg. Bei Luftkämpfen über Rechtenbach schlagen am 13. April 1944 Geschosse im Schulhof ein. Auf der Weikertsvviese wird eine Schülerin des 1. Jahrganges von einem Geschoß getroffen, das die linke Wange streifte und im Rücken stekken blieb und im Krankenhaus Lohr entfernt werden mußte. Am 19. Juli 1944 wurde beim überfliegen von Rechtenbach durch stärkere Verbände erstmals Fliegeralarm ausgelöst. Die Schüler waren sehr aufgeregt und weinten teilweise. Sie wurden um 10.30 Uhr nach Hause geschickt. Am 10. Oktober 1944 wurden 249 Stück Großvieh aus dem Elsaß durch das Dorf getrieben. Das Vieh wird von den Leuten gefüttert und gemolken.
15. Dezember 1944: Das Lehrerzimmer im Dach und das Gemeindezimmer werden von Familien aus Saarbrücken bewohnt.
1. April 1945: Kampfhandlungen bei Rechtenbach, Schulsäle und Lehrerwohnung werden als Lazarett eingerichtet.
1. Juli 1945: Das ganze Schulgebäude muß plötzlich geräumt werden. Vom Keller bis zum Dach. Belegung der amerikanischen Truppen. Dies dau- ert bis zum 10. September 1945.
1. Oktober 1945: Tünchung der Schulsäle, notdürftige Reparatur der Gebäudeschäden. Lehrmittel, besonders Stehbildapparat und Schmalfilmgerät ist vernichtet, Filme fehlen, Bücherei zum größten Teil entwendet. Radiogerät ist verschwunden, der Garten eine Wüste, das Obst entwendet und Bäume beschädigt. Zäune sind demoliert.
6. Oktober 1945: Ein amerikanischer Soldat bringt neue Rechen- und Lesebücher.
Von den im Schulgebäude vorhandenen Schulsälen wurde zum 1. November 1945 einer so weit hergerichtet, daß dort wieder Schule gehalten werden konnte. Das Schulgebäude, die Lehrerwohnung und auch die Schulsäle haben schwer gelitten. Sie waren monatelang durch Militär, Flüchtlinge, usw. belegt. Der Verschleiß an den Einrichtungsgegenständen und die Mängel an Material können nur schwer behoben werden. Der Unterricht für die Oberklassen ist daher nicht möglich.
Im zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 gab es oft unverhoffte schulfrei Tage; zum Beispiel auch wegen Kohlemangel. Etwa vom 27. Januar bis 3. März 1942 und vom 6. März bis 6. April 1944. Wie es im Schulbuch heißt, wurde während dieser Zeit eifrig Wintersport betrieben.
Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Fundmunition, die auf der Flur und im Wald liegengeblieben war, gesammelt und am Eingang zur Schulstraße gelagert. Es war allerhand zusammengekommen, auch Panzerfäuste waren dabei. Zwei lljährige Schüler spielten mit dieser Munition. Es gab eine Explosion, bei der ein Junge sofort getötet wurde, der zweite starb kurz darauf im Krankenhaus.
Der Captain der amerikanischen Militärregierung in Lohr veranlaßte am 13. Juni 1947 einen Aufsatz-Wettbewerb über Demokratie. Er verlangte die Vorlage aller gefertigten Schülerarbeiten.
lm Jahr 1949 muß das Schuldach wieder repariert werden. 1953 wird im Dachgeschoß eine zweite Dienstwohnung ausgebaut. Das Gemeindezimmer kommt ins Erdgeschoß unmittelbar neben den Eingang.

Am 8. August 1953 wird die Dienstwohnung durch Lehrer Stefan Kunkel (auf den wir gerne verzichtet hätten) bezogen. Er war vom 1. März 1952 bis 31. Oktober 1963 Lehrer in Rechtenbach. In den 50er Jahren war auch Hauptlehrer Gustav Schäfer in Rechtenbach tätig, der sich besondere Verdienste im sportlichen Bereich erwarb. 1955 werden neue Schulaborte gebaut. Sie werden so hoch gezogen, daß im Dachgeschoß zu der Lehrerwohnung ein Bad eingebaut werden kann. Am 29. September 1955 wird der Einbau einer Ölheizung beschlossen. Inzwischen ist die Schule wieder einmal zu klein geworden. Was soll also geschehen?

Volksschule Rechtenbach mit Lehrerwohnhaus
Volksschule Rechtenbach mit Lehrerwohnhaus

Nach reiflicher Überlegung wird ein Lehrerwohnhaus gebaut, die Dienstwohnung im Erdgeschoß des Schulhauses aufgelassen. An ihrer Stelle werden zwei Schulsäle eingerichtet.
Am 10. November 1968 fand eine Bürgerversammlung statt. Hierbei wurde durch den damaligen Landrat Balles eröffnet, daß in absehbarer Zeit die Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe in Lohr a. Main unterrichtet werden sollen. Die Klassen 1 bis 4 sollen nach wie vor in Rechtenbach bleiben.
20. März 1969: Der 9. Jahrgang soll ab Schuljahr 1969/70 in Lohr a. Main unterrichtet werden. Am 21. Mai 1971 wird im Gemeinderat über den Bau einer Gesamtschule im Nägelseegebiet in Lohr a. Main, die durch den Landkreis Lohr a. Main und die Stadt Lohr a. Main errichtet werden soll, beraten. Die Gemeinde Rechtenbach hat sich anteilig an den Bau- und Betriebskosten zu beteiligen. Am 18. Oktober 1974 wird ein Vertrag zur Schülerbeförderung nach Lohr a. Main mit der Deutschen Bundespost durch den Gemeinderat genehmigt. Ab dem Schuljahr 1974/75 müssen die Schüler der Schuljahrgänge 5 mit 9 zur Hauptschule -Verbandsschule- nach Lohr a. Main in den Unterricht.
Die von der Gemeinde zu entrichtenden Gastschulbeiträge belasten den Gemeindehaushalt außerordentlich. Sie betrugen zum Beispiel im Jahr 1978 bei seinerzeit 71 Schülern, die die Hauptschule in Lohr a. Main besuchten, 124.866,- DM. Im Jahre 1986 waren bei einer Schülerzahl von 55 Schülern 97.521,- DM an Gastschulbeiträgen zu entrichten. Hinzu kommen noch die Kosten der Schülerbeförderung, die die Gemeinde in Höhe von 37.035,- DM jährlich zu tragen hat. Nur durch zusätzliche Finanzhilfen des Freistaates Bayern war es der Gemeinde Rechtenbach möglich, hier ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.

Volksschule Volksschule Rechtenbach mit Lehrerwohnhaus links
Mit Schreiben der Regierung von Unterfranken vom 5. Dezember 1975 wird der Gemeinde mitgeteilt, daß auch die Grundschule in Rechtenbach aufgelöst werden soll. Zusammen mit dem damals sich sehr für die Belange der Schulkinder einsetzenden Elternbeirat lehnt der Gemeinderat dies mit aller Entschiedenheit ab. Mit Beschluß vom 19. März 1976 fordert der Gemeinderat bei der Regierung von Unterfranken, daß die Grundschule in Rechtenbach erhalten bleibt. Die Schuljahrgänge der Klassen 1 bis 4 sollen weiterhin in Rechtenbach unterrichtet werden. Dieser Protest geht schließlich in Form einer Petition bis zum bayerischen Landtag. Schließlich wird ein Schulsprengel, Grundschule Lohr a. Main mit Sitz in Lohr a. Main gebildet. Rechtenbach bleibt jedoch Schulort für die Klassen 1 und 2. Durch beständiges Bemühen kann erreicht werden, daß ab dem Schuljahr 1987/88 am Schulort Rechtenbach wieder alle Grundschüler der Schuljahrgänge 1 bis 4 aus der Gemeinde in Rechtenbach unterrichtet werden.
Als Lehrkräfte sind im Schuljahr 1987/88 Herr Konrektor Horst Frech, der schon seit 1964 in Rechtenbach als Lehrer tätig ist, sowie die Lehrerinnen Frau Erika Heunisch und Frau Anette Piekarczyk tätig.
In den Jahren 1982 bis 1986 wurden von der Gemeinde wiederum umfangreiche Renovierungsarbeiten am Schulgebäude durchgeführt. Das Dach wurde neu eingedeckt, die Fenster wurden zum Teil erneuert und gestrichen, die Klassenzimmer wurden ebenso wie das Treppenhaus gründlich renoviert. Die Außenanlagen an der Schule wurden neu gestaltet und hergerichtet. Das Lehrerwohnhaus wird nicht mehr von Lehrern bewohnt. Es ist jetzt ein Mietshaus der Gemeinde.

Quelle: Chronik "300 Jahre Rechtenbach im Spessart"
Frieda Hartung und Helmut Schwab

 

Seit September 2005 ist unsere Schule geschlossen.
Trotz heftiger Proteste und einer Petition bis zum bayerischen Landtag wurde die Schule aus Kostengründen geschlossen.
 
Die christlich soziale Landesregierung Bayern (€$U) kann hierdurch eine Lehrkraft einsparen. Nun fahren alle Kinder aus Rechtenbach nach Lohr a. Main in die Schule. Die Kosten für die Schülerbeförderung sind zwar um einiges höher als die der eingesparten Lehrkraft, aber diese werden aus einem anderen Seckel beglichen, nähmlich den der Gemeinde Rechtenbach.

Proteste gegen die Schließung der Schule

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Bilder vom April 2005



 
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