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Rechtenbach im Spessart

Portrait - Geschichte

Die Weißglashütte des Johann Wenzel (1686 – 1698) 1. Hütte

Rechtenbach hat seinen Namen nicht von "das ist der rechte Bach", das von dem Bach durchflossene Wiesental wird bereits im 14. Jahrhundert (1309) als Rechtenbach bezeichnet. Der Name Rechtenbach kommt in der Stiftungsurkunde des St. Michaelslehen in Lohr im Jahre 1383 vor.

Erstmal erwähnt wird Rechtenbach schon am 18. August 1522 in einer Urkunde des Grafen Philipp von Rieneck und ist somit die jüngste Gemeinde im Lohrer Raum.

Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim war 1675 – 1679 Statthalter in Erfurt. Danach war er bis zu seinem Tod Kurfürst von Mainz (1679 – 1695). Vom 18.08. – 09.10.1685 weilte er zwischen Aschaffenburg und Lohr, damals bestimmte er die Lokalität der Glashütte Rechtenbach.

Johann Wenzel gründete 1686 die Glashütte in Rechtenbach.

Johann Wenzel Glashütte Modell  Johann Wenzel Glashütte Modell
Die Bilder zeigen die Johann Wenzel Glashütte von 1688. Es handelt sich um ein Modell, das anläßlich der 300 Jahrfeier von Ofenbauern aus Rechtenbach orginalgetreu nachgebaut wurde.

Wie viele andere Spessartdörfer ist Rechtenbach durch die Errichtung einer Glashütte im Jahre 1687 durch den Hüttenmeister Johann Wenzel aus Ruppertshütten entstanden, als es noch im ehemaligen Kurfürstentum Mainz lag und als Siedlung ab Ende 17. Jahrhunderts aufblühte.

Glasform zur Herstellung von Hohlglas    Glasform    Altes Glas aus der Zeit der Gründung
Glasformen zur Herstellung von Hohlglas und altes Glas aus der Zeit der Gründung.

Nach dem Tode Wenzels im September 1696 versuchte die Witwe Anna Magdalene mit ihrer Neuverheiratung und fortlaufenden Unterhaltszahlungen an die Belegschaft den Glashütten-betrieb in Rechtenbach in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten. Aber die begehrte Qualität der Glasprodukte blieb ohne die Spezialkenntnisse des verstorbenen Hüttenmeisters unerreichbar. An einem primitiven Glasbetrieb hatte jedoch weder der Kurfürst noch die Mainzer Hofkam-mer ein Interesse.

Im Frühjahr 1698 waren die Feuer in den Rechtenbacher Öfen ausgegangen.

Seit die Glashütte in Betrieb war, wurden aus Lothringen und Picardie französische Glasmacher nach Rechtenbach beordert, welche die Glashütte im Jahre 1698 dann auch übernahmen. Es wurde in Rechtenbach eine fortschrittlichere Fabrikation von Glas aufgenommen, die den Spessartort endgültig an die Spitze der europäischen Glastechnologie brachte. Sie fertigten nach einem neuen Verfahren Flachglas, das in der Lohrer Spiegelmanufaktur zu prachtvollen Spiegeln verarbeitet wurde. Heute noch findet man in Rechtenbach und Umgebung Familiennamen, die deutlich auf französischen Ursprung hinweisen (Herteux, Matreux, Madre).

Nach der Schließung der Glashütte 1791 begann für Rechtenbach ein "trauriger Zeitabschnitt". Nach einer Zeit der Not und des Elends zogen dann viele Rechtenbacher als Holzhauer und Schwellensäger für die Eisenbahnen in die Fremde, sogar bis nach Slowenien.

Glasofen Krippe Rechtenbach
Modell der Johann Wenzel Glashütte von 1688 in der Krippe in der Rechtenbacher Kirche.

Außer einigen Handwerksbetrieben mit zusammen ca. 40 Arbeitsplätzen befindet sich in Rechtenbach keine Industrie. Die Landwirtschaft ist gegenüber früheren Jahren ein unbedeutender Faktor geworden. Deshalb hatte die Gemeinde schon immer finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen, da sie ohne nennenswerte Steuereinnahmen ist. Trotz allem aber entwickelte sich der von einem bäuerlichen Charakter geprägte Ort zu einer schmucken Wohngemeinde.

Rechtenbach gehörte zum Fürstentum Aschaffenburg/von Dalberg.

Als Teil des Erzstifts Mainz kam Rechtenbach im Reichsdeputationshauptschluß (1803) an das neugebildete Fürstentum Aschaffenburg (damals ein Departement des Großherzogtums Frankfurt), mit welchem Rechtenbach 1814 (seit den Verträgen von Paris) an Bayern fielen.

Auszüge aus dem Buch "Die kurmainzische Spiegelmanufaktur" von Werner Loibl
Mit freundlicher Unterstützung von Christa Rosenberger



 
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