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Rechtenbach im Spessart

Kultur - Rächdeboacher Originale

Der Rechtenbacher
De Soachse-Oskar
De Dauche-Koarl
Die Boas Tanne-Nanne
De Kroaggs-Emil
De Rot-Klemens
Söäuhird
Der Pfarrer
De Göäulls-Sander

Der Rechtenbacher

Der Rechtenbacher
Von Pfarrer Huband wird erzählt:
Er ging zum nahen Waldesrand
und hat sich einen Baum gefällt,
weil Herd und Ofen kalt stand.
 
Er hat, unkundig wie er war,
sich nicht darum gekümmert -
wie fällt der Baum? - und um ein Haar
hätt dieser doch zertrümmert
 
Die Frau, die schaut nach ihrem Kohl.
er war ihr wohlgeraten.
Sie sprang zur Seite hurtig wohl
das Kraut jedoch litt Schaden.
 
"Was" schreit sie laut, "was wollt Ihr sein?
Ein Pfarrer? Was? lhr Bauer!
Haut mir das Kraut da kurz und klein,
ihr seid ein Krautzammhauerl"
 
Der Pfarrer nahm dies schweigend hin;
er kannte seine Schafe.
Viel harte Köpf, viel eig'ner Sinn,
manch räud'ge und viel brave!
 
Schwer war die Zeit, die Leute arm,
so gerne sie auch wollten,
sie konnten doch, daß Gott erbarm
den Pfarrherrn nicht besolden.
 
Doch ließen sie den Pfarrer gern
in ihrer Mitte walten
und um zu helfen ihrem Herrn,
durft' er den Geißbock halten.
 
Die Pfarrköchin versah dies Amt,
Margret hat sie geheißen.
Es lohnte sich, so insgesamt
im Dorf gab's viele Geißen.
 
Das Dorf bot keine Arbeit mehr,
die Hütte ward geschlossen.
Sie litten Not und darbten sehr
und schafften unverdrossen.
 
Dann haben sie sich umgestellt
die alten Rechtenbacher
und wurden in der weiten Welt
begehrte Schwellenmacher.
 
Wir denken heute gern zurück
voll Dank an uns're Alten,
Die uns're Heimat, unser Glück
begründet und erhalten.
 
Wir danken Pfarrern, Lehrern(?) heut,
die bis zu unsern Tagen
Arbeit und Sorgen, Leid und Freud'
Getreu mit uns getragen.



 
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Der Pfarrer

Altar Altar Maria Heimsuchung

Ein Pfarrer ward nunmehr bestellt,
der Bischof ihn betrauet,
dass er auf stei'gem Ackerfeld
den Weizen Gottes bauet.
 
Herr Huband zog ins Pfarrhaus ein
als erster in den Reihen
derer, die in Haus Nummer neun
Gebet und Arbeit weihen.
 
Dem Herrn und uns. Die dem Altar
mit allen ihren Gaben
und dem, was ihnen eigen war
in Treu gedienet haben.
 
Ein jeder war ein guter Hirt,
der immer seine Herde
getreulich auf die Weide führt,
der schützte sie und nährte.
 
Mit Gottes Wort und Heil'gem Brot
der segnet, warnt und mahnet,
und, der nicht achtend eig'ner Not
ihr gute Wege bahnet.



 
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Die Boas Tanne-Nanne

Oofe Oofe odder Fraa

De Boas Tanne-Nanne irn Monn hod om Sdarwe gelääche. Er hod sich geweicherd, dass en Porre zu ihm kümmd. Die Boas Tanne-Nanne hod’s ower doch ferdich broochd, dass d Porre kumme is. De Porre hod en gebrüüfd, ob er no bei gloarem Versdand is und ob er en Glauwe hod. Er hod gefreechd: "Wo ist der Himmel?" Er daüd noch oowe. "Wo ist die Hölle?" er däud noch unne. "Wo ist das Fegfeuer?" Er däud na de Egge zum Oofe, dort schdeed oawer a sa Fraa. Es is niie geglärd worn, hod er de Oofe odder sa Fraa gemeend.



 
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De Dauche-Koarl

Birne

Beim Dauche-Koarl hod en Birnbaam gesdanne. Doas woar a e Ogriffsziel von de Dorfjuchend. De Dauche-Koarl und speeder a de Dauche-Koarls-Gustav hönn de Baam a bewoachd. Ower die Kinn hönn do en Drigg ogewennd. De örschde Drubb von de Buuwe hönn Birn vom Baam roogesdörcheld und hönn sich dann schnäll vesdeggeld. Die Uffsichd ist kumme, hod kemensch gesänn un is widder nas Haus gange. De zwädde Drubb, der unner de Schoardmonnsbrügge gelauerd hod, is vürkumme, hod die Birn zammgeläse un mid em örschde Drubb gedääld.



 
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De Göäulls-Sander

De Göäulls-Sander De Sander mit einer einspännigen Fuhr Heu.

Alexander Geist war im weiten Umkreis als Fuhrmann bekannt. Seine Bekanntheit lag aber nicht nur in seiner Person, sondern auch in der Eigenart seiner Gespanne. Er hatte meistens Pferde, die bissen und traten. Trotz harter körperlicher Arbeit bei einem mehr als achtstündigen Arbeitstag konnte er keine Rücklagen sammeln. Es reichte nur um von der Hand in den Mund zu leben.
Wenn andere Fuhrleute die unrentable Abfuhr von einem oder zwei Stämmen ablehnten, so konnte Sander nicht nein sagen. So war es keine Seltenheit, daß er einzelne Stämme aus dem Rohrbrunner Staatsforst nach Lohr, Hafenlohr, Wintersbach, ja selbst bis zum Bahnhof Hösbach gefahren hat.
Selbst unter Berücksichtigung seines langen Berufslebens mußte der Sander sehr viele Schicksalsschläge verkraften, die nicht nur familiär, sondern auch in seiner betrieblichen Investition, den Pferden, begründet waren.
Verursacht durch seine schwache finanzielle Basis, konnten nur billige Pferde gekauft werden, die durch Alter oder sonstige Fehler keine große Erwartungen mehr brachten. War nun ein Pferd verendet, so konnte immer wieder nur ein minderwertiger Ersatz gekauft werden. So in die Mühle geraten, verendeten dem Sander von 1923 bis 1930 26 Pferde!
Sander hatte nach dem 1. Weltkrieg durchziehenden Zigeunern erlaubt, ihre Pferde in seinen Stall einzustellen. Diese Zigeunerpferde, so vermutete man später, könnten den Stall mit einem Virus verseucht haben.
Es ist unverständlich, daß eine Versicherung nicht vorhanden war. Wie zur damaligen Zeit üblich, hatte Alexander Geist als Selbständiger keine Altersversorgung getroffen. Sein Sohn August, mit dem Eigennamen "Glocke", sollte ja das Fuhrgeschäft übernehmen, womit nach der damaligen Meinung die Altersversorgung gesichert war.
"Die Glocke" war ein großer starker Mann, der die bösesten Pferde in den Griff bekam. Bei strengen Wintern mit hohem Schnee, wenn die Holzabfuhr nicht ausgeführt werden konnte, mußten die Pferde von Zeit zu Zeit aus dem Stall geführt werden, damit sie nicht "spennisch" wurden.
Das ganze Oberdorf wartete auf diesen Moment, wenn die "Glocke" seine "Massik" einzeln aus dem Stall holte. Es war wie im Zirkus. Auf den Hinterhufen stehend, mit den beiden Vorderhufen ausschlagend oder umgekehrt, der August hatte keine Angst. Während im sicheren Abstand die Zuschauer fast vor Schrecken und Angst erstarrten, beruhigte die "Glocke" seine Pferde und führte sie wieder in den Stall. Bei dieser "Beruhigung" ist allerdings auch schon einmal ein Schildscheit zu Bruch gegangen, das er zur Zähmung als Schlagstock verwendete. "Ja, de Sander un sei Göäull."



 
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De Kroaggs-Emil

De Kraoggs-Emil Mit seinem Enkel Gerhard im Wagen, ist "de Hirschwirts-Max" mit seinem Einspänner unterwegs zum "Trieb", um Grünfutter zu holen.

Früher had de Hirschwirds-Max sa Göll beim Dauche-Karl im Sdoall. Wenn de Max eigeschirrd hod un de Emil is groad vebei na de Schuul, do worsch als emol unausbleiblich, dass de Emil, schdoad na de Schuul mid nam Waald geforn is. Demm Max woar doas schu rächd, denn zu der Zeid hader no kenn Fuhrgnechd.
De ee hoad vom annern erwoard, dass er die Endschuldichung für die Schuul erledich deed. Das is ower nie boassierd. Om annern Doach hod de Lehrer den Emil gefrechd: "Emil Väthjunker, wo warst du Gestern?".
De Emil hoad ganz vedadderd geguckd und gesoachd: "No, hodderrsch de Hirschwirds-Max dann nie gesoachd?"
Bam foahrn im Waald mussd de Emil an die Schleifbremse. Mid de linge Haand hodder die Schleife gedrehd und die rächde haad er uff em Reibbriied gelechd. De Max hoad blödzlich noch links (wißte haar) gemüßd, weil ebbes im Wäch geläche hoad do dodurch is em Emil sa Haand zwische Reibbriied und Lenkwied gerode. Er hoad die Schmarze unnerdrüggd un ganz gelasse zum Max gesoachd: "Max, foahr emol hoadde hüü (nach rechts),mei Haand schdäggd dinn."



 
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De Rot-Klemens

De Rot-Klemens "Die Glocke" August Geist fährt sein Heu heim. Neben ihm die Sanders-Theres und der Rot-Klemens.

De (Rot) Klemens Ebert is mit 13 Jahr (1878) mid seim Bruder Konrad (13 Jahre elder un verheierd) zum Schwellemoache naus in die Weld. Im erschden Joahr woar sei Arwerd Faüer omoch, Kaffe koch un zu de Brodzeit woarm hall, Spee ufframm un wenn möchlich im näxde Dorf eikäff. Als er widder emohl eikäff söll, hod er zu samm Bruder Bruder Konrad gesoachd. "Haüd nemm ich mer emol kee Wurschd mid, haüd käff ich mir für 10 Pennich Kees." De Konrad guggdn groß o un sechd: "Heier nur oärschd amol, die Schbäss vegenn dir dann anno."

De Soachse-Oskar

De Soachse-Oskar De Soachse-Oskar unn sei Fraa, die Stoffels-Anne unn ihre Engel uff em Schooss.

Oskar Herteux, allen gekannd als de Soachse-Oskar, woar en gemüdliche un humorvolle Mensch. Er hod im Wirtshaus gann Koarde gespield, sich gann unnerhalle un bei fordgeschriddener Zeid fesd gesunge. Sann Hemmwäch üwer doas Klosder in die Dodnanns-Goasse hod er a meisdens singend bewäldichd. Die Stoffels Anne, sei Fraa, hod gesoachd: "Oskar, sei doch ruhich, wann de noachds hemm gehsd, die Laüd rede üwer dir, du weggsd se joa a uff". De Oskar druff: "Ooo Anne, wer senn dann die Läud, gell die Scholasdika un die Schloods- Elsa. Die zwää woarn so a Oard bolizei, die de nächdliche Goasseverkehr hinner em Vorhaang lauernd kondrollierd hönn. On em annere Sunndoach Owerd hoad die Anne em Oskar im Bedd widder emol a Moralpredich gehalle. De Oskar: "Anne, sei edz ruhich, ich bääd groad ze Noachd." Worauf die Anne ihr Bullver verschosse had.
 
Allen, die es miterlebt haben, wenn "de Soachse-Oskar und sann Bruder, de Soachse-Josef", auf dem "Grumbern's Boall" der Freiwilligen Feuerwehr im Engelwirt das Feuerwehr Lied anstimmten, wird er immer in Erinnerung bleiben.



 
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De Söäuhird

Söäuhird Lorenz Lorasch, der letzte "Söäuhird".

Hornsignale und Peitschenknall war bis in die 30er Jahre für die Hausschweine der Ruf zum Sammeln und zum Austrieb. Vom "Söäuhird" wurden die Schweine zur Weidemast in den Wald getrieben. An diese Zeit erinnert heute noch der "Söäubarch" und die „Söäubarchs-Linne." Oben auf dem Berg, wo die "Söäubarchs-Linne" in die Franken-Linie einmündet, stand noch lange Zeit der "Söäuparch", heute längst verfallen und vermodert. Erinnert an diese Zeit werden wir manchmal auch an Fasenacht, wenn Kinder singen: "Dunne em Engelwird, dunne em Engelwird blöösd alle Doach de Söäuhird." Zu dem kargen Lohn, den der "Söäuhird" erhielt, wurde er auch noch ausgehalten; das bedeutete, dass der "Söäuhird“ jeden Tag von einer anderen Familie, für die er Schweine hütete, seine Hauptmahlzeit, meistens das Abendessen, gratis bekam.
Der "Groawe-Joffel", der auch eine Zeit lang "Söäuhird" war, hatte dies zu seinen Gunsten geändert, er lies sich sein Essen in seine Wohnung bringen. War nun ein Essen nicht nach seinem "Schnabel", so hat er diese Familie "ausbroochD", schlecht gemacht. Diese Methode führte dazu, daß der Joffel als "Söäuhird" über die ganze Woche gutes Essen hatte. Ja manche Frau kochte an diesem Tag dem Joffel ein Extraessen, während es zu Haus beim "Karoeinfach" blieb.
Der letzte "Söäuhird" war Lorenz Lorasch, der als Arbeitsloser Ende der 20er Jahre diese Aufgabe übernommen hatte.

Quelle: Chronik 300 Jahre Rechtenbach



 
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