Kultur - Holzhawer
Die Holzhauer, im Forst lag ihr Arbeitsplatz - einzig und allein der Wald nährte sie.
Vor dem Fällen der riesigen Zwiesel wurd erst ein Gruppenfoto erstellt. Von links: Karl Durchholz, Alois Herteux, Franz Herteux, Otto Schattmann (Lohr), Max Durchholz, Karl Herteux und August Herteux
Rechtenbach aus dem Wald gewachen
Die segensreichen Hände Bayerns
Forstrechte
Der Rechtenbacher Holzarbeiter
Aus de Rächdeboacher Waaldgeschichde
Bildergalerie Rächdeboacher Holzhawer früher
und heute
Rechtenbach aus dem Wald gewachen
Waldverbunden sind alle Spessartdörfer, wenige so eng wie Rechtenbach. Dem Wald verdankt es seinen Ursprung, seinen Fortbestand, sein Überleben. Vom Glanz ihrer strahlenden Spiegel geblendet, mögen die Glasmacher übersehen haben, woher ihr Wohlstand stammte. Ihre Nachfolger, die Holzhauer, wußten es besser: im Wald weidete ihr Vieh, auf gerodetem Waldboden wuchs ihre Frucht, im Forst lag ihr Arbeitsplatz — einzig und allein der Wald nährte sie.
Die segensreichen Hände Bayerns

Niemand anders als die Staatsforstverwaltung konnte Arbeit bieten. Und sie bot Arbeit in Fülle: Kulturarbeiten, Wegebauten, Holzhiebe. Das traf sich gut für Rechtenbach, denn keiner der Männer, inzwischen (1804) über 50 an der Zahl, beherrschte ein anderes Handwerk als die Waldarbeit.
Die Holzhauer der Spiegelhütte hatten noch um den Taglohn gearbeitet; die bayerischen Holzhauer verdienten einen Hauerlohn nach festem Tarif mit Erschwerniszulagen und Schleiferlohn. Sie stellten sich gut in jenen armen Tagen. Die Waldarbeit ernährte ihren Mann, verdiente doch ein geübter Arbeiter bis zu 1 Gulden täglich.
Der Einschlag - man kannte nur Winterfällung - begann nach Laubabfall im November und endete im Februar, März, wie zu Mainzer Zeit. Die Holzhauer fällten Nutzholz und Brennholz. Starke, vierspältige Buchen lieferten das Brennholz, das Hauptsortiment jener Zeit. Die Holzhauer spalteten es auf und brachten die Scheite an den Weg; sie trugen die Scheite auf dem Buckel, gewöhnlich jedoch beluden sie den Schlitten und schleiften ihn aus dem Gehäu. Die Abteilung Schlittpfad erinnert noch an dieses mühsame Schleifen.
Forstrechte
Der Übergang an Bayern hatte eine bescheidene wirtschatliche Besserung gebracht. Die Holzhauer fanden einen festen, gutbezahlten Arbeitsplatz im Wald, aber eben nur im Winterhalbjahr — und das reichte nicht aus. Sie blieben weiterhin angewiesen auf ihren landwirtschaftlichen Nebenerwerb, und damit auf die Forstrechte. Denn was der Feldbau versagte, mußte der Wald gewähren, Weide und Streu, wie zu Zeiten des Kurstaates.
Die Forstrechte retteten sich in die bayerische Zeit hinüber, auch wenn sie das Königreich zunächst nicht anerkennen wollte. Doch die Waldweide vermochte auch der König nicht zu verbieten, diese Lebensgrundlage, die dem Hunger Einhalt gebot, denn die Rechtenbacher konnten ihren Viehstand, weder Rindvieh, Schweine noch Gänse, auf ihren schmalen Wiesen und Äckern durchfüttern. Sobald es irgend ging, mußte das Vieh auf Stallfütterung verzichten und im Wald auf magerer Weide sich sein Futter selber suchen.

Auf der Weikertswiese erholt sich eine Wohlstandsgesellschaft, auf dem Kobertsfeld stockt wüchsiger Jungwald. Den abgelösten Forstrechten weint niemand nach. Nur das Oberholzrecht wurzelt fest in den Ursprüngen der Heimatgeschichte, ein schüchternes Zeichen des Mißtrauens gegen das allmächtige Wirtschaftswachstum.
Vieles ist Geschichte geworden: Kötze und Grastuch hängen im Heimatmuseum, die Schwellenhauer mit Gattersäge und Breitbeil marschieren im Festzug, die Lieder der Pflanzfrauen sind verklungen, die Peitsche des Holzfuhrmanns schnalzt nicht mehr.
Statt dessen kreischen Motorsägen, dröhnen Planierraupen, rattern Rückeschlepper.
Auch äußerlich hat Rechtenbach sein Gesicht gewandelt. Ins alte Forsthaus ist das Rathaus gezogen, die Holzhauerhäuser haben geräumigen Neubauten Platz gemacht. Das Heimatdorf ist zur Wohnsiedlung geworden, auf dem Weg in die moderne Industriegesellschaft.
Der Rechtenbacher Holzarbeiter

Rechtenbach war ein Holzarbeiterdorf. Allein in den 3 Bezirken des ehemaligen Forstamtes Lohr/West(Erlenfurt, Lohrer-Straße und Rechtenbach) sowie im Städt. Forstamt Lohr/Ost und im Forst des Fürsten von Löwenstein arbeitete ein Großteil der damaligen 280 arbeitsfähigen Männer. Zusammen mit den Schwellenhauern, Fichtenputzern, Holzschnipplern, Holzputzern, Taglöhnern (Männer und Frauen) und den Grubenholzarbeitern, die nach dem Krieg auf den Mainländen in und um Lohr für die Holzhändler arbeiteten, war der überwiegendeTeil der erwerbstätigen Männer im und mit dem Holz beschäftigt.
Wenn auch, wie berichtet, Ende der 30er Jahre bei den Schwellenhauern eine Wende spürbar war, glaubte doch niemand an so eine rasche Änderung der Beschäftigungsstruktur in unserer Gemeinde. Wenn auch noch viele andere Aspekte mitspielten, so war ein entscheidenderZeitpunkt 1956/57: Herr Weismann, Arbeitslehrer an der Staatlichen Forstschule in Lohr, propagierte den Einsatz von Motorsägen beim Holzfällen.
Die Holz-Facharbeiter Franz Hüsam und Georg Bartel sind mit Herrn Weismann zu Vorführungen „Motorsäge im Einsatz“, in die einzelnen Forstbezirke gefahren. Das „Verhängnis“ nahm seinen Lauf!
Forstbezirke, in den früher 20 bis 30 Mann beschäftigt waren, sind jetzt mit 2-4 Holzarbeitern ausreichend versorgt. Selbst unter Berücksichtigung der Forstreform, die Forstämter und Forstbezirke neu aufteilte, sind heute sehr wenige Rechtenbacher im oder mit dem Holz beschäftigt.
Nicht mehr existente Holzarbeiter-Sparten sind: der Schwellenhauer, Sägewerke schneiden die Schwellen; der Fichtenputzer, Maschinen schälen die Stämme; der Holzschnippler, Holz wird auf Rüttlern entrindet; der Holzputzer, Stämme werden auf den Sägewerken maschinell geputzt; der Grubenholzarbeiter, Reduzierungen der Bergwerke beeinträchtigen das Grubenholz-Geschäft.
Aus de Rächdeboacher Waaldgeschichde
Rächdeboach un de Waald,
die zwä gehörn hald zam,
von dowem Digge zu de Weikerdswiese
un vom Koberd bis hinnerm Stamm.
S' ganze Joahr üwer is de Waald so schöö,
mer konn din geschoff oder gesammel
un herrlich spoaziern gegeh.
Die Holzhawer hön in Rächdeboach joa ihr Tradidion,
s'halwe Dorf stand so im Lohn,
do worn de Schul-Lorenz, de Schocker, de Rot-Korl un es Aach,
de Rot-Lorenz, de Kich, de Gack un de Raach,
de Klemens, Schuster-Sepp, Nanan un de Sendei,
un no so viel annern worn debei,
frühs senn se mid de Stalllaterne
nuv nam Fürschd un nam Löhrer gegange.
Un a die Fraue worn debei,
in de Kuldure un bei de Laabrecherei
s worn so viel, um e boor zu nenne,
die wird jeder von uns kenne,
die Luis, die Marie, die Elli un Elvira,
die Theres, s Rösle, die Gertrud un Olga,
die Betty, die Hedwig, die Marie un Ilse
schoaffde sich durch die Gehölze.
Früher gabs im Waald no viel Handarbeit,
edz hön se Maschine un nur no wenig Leud.
Die alte Förschder, de Schleyer un de Müller,
die hadde hald no Forschdbedriebe.
Das Los Holz hot domols fünf Moarg gekosd,
un do senn em ofd fufzich Ster gebliebe.
In de 30er un 40er Joahr woarn die
Rächdeboacher Fuhrläud beinanner,
de Hirschwirts Otto, de Max Daus, de Gustl un de Sander,
bei dene hön die Gäul parierd,
die hön uff ihre Langholzwooche
das Stammholz transpordierd vom Waald
zu de Säächwerke in Lohr,
un dann mussde se noch zum Öbbelwei
nam Öbbelwei-Meier foahr,
un als se alle obgfülld worn,
senn die Göll alee hemm namm Stall gefohrn.
Un na de Bemm senn die Steiger gestieche,
wie de Fuchs Emil, de Roman, de Schworz un de Schorsch,
mit Steigeise senn se nuuv, hönn ihr Beil gefassd
un owe im Baam die Krone endasd,
mein Lieber, die brauchde e ruhiche Hand,
dofür worn se im ganze Spessart bekannt.
Quelle: Rächdeboacher Geschichdlich un Gedichdlich "Früher emol "
Bildergalerie Rächdeboacher Holzhawer früher

Brotzeit im Holzhieb. Von links: Heiner Kretz, August Vater und Otto Väthjumker.

Heiner Herteux, Josef Kretz und (Bie)-Max Geist.

Heiner Madre (Russe-Heiner) und August Hüsam im Winterhieb.

Josef Madre, ein Fichtenputzer, bei der Arbeit ...

... und bei der Brotzeit

Bis ins hohe Alter arbeiteten sie als Tagelöhner im Stadtwald von Lohr. Von links: August Herteux (es Stäckele), Gustav Väthjunker (es Kurle) und August Väthjunker (es Höärle).

Gemeinsam legen vier Fuhrleute einen großen Eichbaum in eine günstige Verlade-Position. Die vier Fuhrleute sind (von rechts): (Antöns-= Otto Durchholz, Ludwig geist, Vater von Lene und Rudi Geist, Ernst Metzger und Alexander Geist.

Die Braut (der schönste Stamm aus der Versteigerung) wird bei dem Sägewerk Hartmann und Kohl in Lohr angefahren.

Ein Bild von 1889! Fichtenputzer halten anscheinend eine längere Ruhepause, bei der ein Fässchen Bier angestochen worden ist.

Rechtenbacher Fichtenputzer auf einer Sammelstelle in Niederbayern bei ihrer Arbeit: Der erste von links ist Alexander Vater, der dritte von rechts ist Xaver Herteux.

Ludwig Hehl war nach seiner Schwellenhauerzeit viele Jahre als Holzputzer bei einem Sägewerk in Düsseldorf beschäftigt.

De Kich-Hermann Bartel un es Aach-August Ebel, rügge mid em Schloachdschliede Holz om Wald.

Jakob Ullrich, städischer Förster, wohnhaft in Rechtenbach, organisierte für den Festzug eine Waldarbeitergruppe, bei der auch Rechtenbacher Mädchen beteiligt waren. In der Bildmitte: Matia Ihls, Monika Bartel, Maria Ullrich, Ottilie Durchholz, Agnes Geist und Hedwig Ullrich; rechts am Bogen steht Jakob Ullrich

Holzhawer

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Holzhawer heute