Kultur - Geschichdlich
Vürgeholzd

- Wer vür dem örschde Holzdoach im Waald schu Holz gemaochd hod, doas woar gesezwidrich un is als Waldfrevel besdroffd woarn.
- Die Bedaüdung hod mid Holz gor nix zu dunn. Wann de derminliche Oblaaf vom Hochzerdsdoach un die Geburd vom örschde Kind in de Zeidsbanne nie geschdimmd hod, hod mer gesoachd: "Aha, die hönn a schu vürgeholzd." Wann bamm öffendliche Aushaang schu bekannd wor, dass schu "vürgeholzd" worn is, is de Schaukoasde mid em Dauche-Koarl sanne Müßel geschdüzeld worn. Speedesdens do hod es ganze Dorf gewüssd, dass do widder emol es "vürholze" erfolchd wor.
Arbeiten im Pfarrsgarten

Hoa, ha Porre

Die Jagd
lm dichten, tiefen Spechteshart
wo Füchse sich und Hasen
gut Nacht gesagt auf ihre Art
hört man das Jagdhorn blasen.
Von Mainz, der Kurfürst, ritt zur Jagd
mit seiner Hunde Meute.
"Auf!" rief er, "es gewinnt, wer wagt!
Heut' gibt es reiche Beute!"
Sie ritten in die Kreuz und Quer
und jagten Bären, Füchse,
dem schnellen Hirsch auch hinterher,
laut hallte Horn und Büchse.
Halali tönt's, die Jagd ist aus!
Nun suchten Fürst und Grafen
sich einen Tisch zum Wildbretschmaus
und einen Ort zum Schlafen.
Es dunkelt schon im Waldrevier,
Da fand man eine Stelle;
"Heio! Heio! Hier bleiben wir!
Hier sprudelt eine Quellel"
Sie plätschert über moos'gen Stein
und wird zum Bächlein munter,
das sucht sich seinen Weg zum Main
durchs Wiesental hinunter.
Hier zwischen wald'gen Bergeshöhn
Ruht Hund und Roß und Reiter.
"Heio! Wie ist dies Tal doch schön!"
Der Fürst, er rief es heiter.
Hier will ich eine Hütte baun,
will mir Glasmacher suchen,
die sollen nach dem Rechten schaun,
aus Holz von Eichen, Buchen.
Mit diesem klaren Wasser auch
und was man nimmt für Sachen,
nach eigenem Rezept und Brauch,
das beste Glas hier machen.
Wilderei
Früher is a gewilderd woarn
denn die Löäud, die woarn goar oarm.
Do hod oawer keener den annern verode
do hod zegoar de Förschder de Hud na de Aache gezoche.
Doass woar die gude alde Zeid
do hod keener uff em annern Neid.
Die Löäut, die hönn do zammgeholle
do hod höchstens emol es Harrle gescholle.
Die Jungburschen

De Kirschebaam

"Früher emol …"

"Meensde nie, es wör bal Middach?"
"Geh hald e mol nüh on dem Baam wu ma Beil stäckd, do leid unnedro man Kiddel un owe im Seggele müssd ma Uhr sei!"
Die Frage wurde also mit dem Hinweis beantwortet, dass an dem Baum mit der Axt die Jacke des einen Forstarbeiters liegt, in deren Brusttasche sich seine Uhr befände. Der Angesprochene begab sich daraufhin zu besagtem Baum, holte die Uhr aus der bewussten Brusttasche und wandte sich vorwurfsvoll wieder an seinen Kollegen:
"On danne Uhr is jo gor kenn Zäche me dro!"
Woraufhin er gleichgültig zur Antwort erhielt:
"Für naus em Waald is die no lang gud!"
Die Uhrzeit abzulesen war ihm also mangels Zeiger nicht möglich, auch wenn besagte Uhr nach Meinung des Besitzers für die Arbeit im Wald noch gut genug sei. Wie die beiden es dann schafften, ihre Mittagspause pünktlich einzuhalten ist nicht überliefert.
Von Klaus Bartel

Von Klaus Bartel

Aus dem Heft "Sagen und Erzählungen aus der Gemeinde Rechtenbach"
(um die 1950)
Bei dem Heft handelt es sich um eine Gemeinschaftsarbeit aller Schüler und Schülerinnen der 7. und 8. Klasse der Volkschule Rechtenbach. Die Story "Der Sauritt" wurde damals von der 12jährigen Rita Durchholz aufgeschrieben und erzählt von Emil Durchholz, seinerzeit 50 Jahre.