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Rechtenbach im Spessart

Bildergalerie - Weikertswiese

Weikertswiese
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In Fachkreisen der Botanik wurde die Weikertswiese bei Rechtenbach am 29. Juni 1897 bekannt. An diesem Tag nämlich entdeckte Hermann Dingler dort ein Massenvorkommen der Heide-Wicke (Vicia orobus), eine Pflanze, die an diesem Platz eigentlich nicht wachsen durfte, weil ihr Verbreitungsgebiet normalerweise die meerrnahen Landschaften der nord-, west und mitteleuropäischen Staaten sind.
 
Fortan- bis in die heutige Zeit- war Rechtenbach das Ziel neugieriger Laien und Wissenschaftler, die die kniehohe, rankenlose Wicke einmal an ihrem ungewöhnlichen Ort sehen wollten. Die Bürger von Rechtenbach wissen nur in seltenen Fällen von dieser Rarität.
 
Dem Entdecker der Heide-Wicke, die übrigens im Spessart weithin nur "Orber Wicke" heißt, verdanken wir auch eine Beschreibung der Vegetation der Weikertswiese aus jener Zeit. Er nennt sie eine "Naturwiese", weil dort alle die Pflanzen wuchsen, die von Natur aus auch vorkommen. Dingler schwärmt: "Im Juni, vor der Heuernte, könnte man bei einem Gang über die Fläche denken, in einem Blumengarten zu wandeln, solche unendlichen Mengen von Phyteuma (Teufelskrallen), Campanula (Glockenblumen), Arnika, Orchis (Orchideen), Gymnadenia (Orchideen) und andere Blütenpflanzen durchsetzen das Grün."
 
Viel ist uns davon nicht geblieben: Arnika findet man nur noch an ganz wenigen Stellen und wird, obwohl es unter Naturschutz steht, jedes Jahr aufs neue gepflückt, Orchideen der Gattung Gymnadenia gibt es nur noch an einem einzigen Ort (insgesamt vier Exemplare), von der Gattung Orchis sind es ganze zwölf, und lediglich die Glockenblumen und Teufelskrallen blühen noch so zahlreich wie vor 100 Jahren.
 
Wir wissen heute auch, wie der Artenschwund zu erklären ist. Eine massive Stickstoffdüngung, vor allem in Form von Kunstdünger, wirkt so aggressiv auf eine Vielzahl von Pflanzen, daß sie umgehend verschwinden. Alle Orchideen gehören dazu, das Tausendgüldenkraut, Arnika, die Kleine Wiesenraute, der Milchstern, die Ästige Mondraute, das Läusekraut und viele andere Kostbarkeiten, die heute zum Teil bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. Im Allgäu haben die Landwirte durch intensive Düngung innerhalb von 40 Jahren die Artenzahl in ihren Wiesen von 130 auf 19 heruntergewirtschaftet Die Folge ist eine immer höhere Krankheitsanfälligkeit bei den Milchkühen.
 
Die Weikertswiese befindet sich eine Viertelstunde Gehweg oberhalb Rechtenbach. Die 85 Hektar große Rodungsinsel, die ursprünglich als Pferdeweide entstand, ist der flach geneigte Osthang der Weikertshöhe mit einer durchschnittlichen Höhe von 500 Metern. Bei guter Sicht geht der Blick von dort oben, wo immer ein frischer Wind weht, weit nach Osten ins Frankenland.

 
Literaturhinweis: Chronik 300 Jahre Rechtenbach



 
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